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Fliegenmadenbefall 

Ein aktuelles Problem, leider oft unterschätzt und oft zu späht erkannt!

 Immer wieder werden Tiere ( Kaninchen, Katzen e.t.c.)vorgestellt beio denen ein massiver Befall mit Fliegenmaden vorhanden ist. So eklig dieses Thema ist, wir können nicht ignorieren, dass es bei warmen Wetter eine große Gefahr darstellt. Fliegen können ein gesundes Kaninchen befallen, wenn es zeitweise weichen Stuhlgang hat. Aber auch für ältere, kränkliche, oder übergewichtige Kaninchen, die sich nicht selbst putzen können besteht große Gefahr. Innerhalb von 24 Stunden kann ein gesundes Kaninchen in einen lebensgefährlichen Zustand versetzt werden. „Hervorragende“ Bedingungen wie Feuchtigkeit, Wärme und Gerüche ziehen Fliegen an. Wenn offene Wunden vorhanden sind, oder das Fell dick und mit Urin oder Schmutz bedeckt ist, setzen sich Fliegen auf diese Stellen um dort ihre Eier abzulegen. Die Gefahr ist bei Kaninchen, die im Freien leben, größer, aber es braucht nur eine Fliege in die Stallung zu kommen und dann kann es auch dort passieren. Wer ist aber der Verursacher? Verursacher ist die weltweit vorkommende Schmeißfliege (Calliphora vicina), welche in verschiedenen Arten vorkommt. In unseren Breiten ist hauptsächlich die Blaue Schmeißfliege anzutreffen, welche eine Größe von 11-18 mm erreichen kann. Anzutreffen sind sie überall da, wo für sie ein reichliches Nahrungsangebot vorhanden ist, sprich Nahrungsmittel (z.b. Fleisch), Blut, Abfälle, Exkremente mit einem für sie hohen Gehalt an Nährstoffen (Kothaufen, Durchfallprodukte, e.t.c.). Der Geruch von Fleisch, Aas und toten Tieren lockt die Weibchen über mehrere Kilometer hinweg zur Eiablage an. Die Aufnahme von Flüssigkeit aus Fäkalien stimuliert die Eiproduktion und die Aufnahme von Flüssigkeit von Fleischoberflächen regt die Eiablage an. Die Übertragung von Krankheitskeimen geschieht somit in einem logischen Ablauf. Bis zu 2000 Eier werden auch auf faulende Stoffe und Kot abgelegt. Die Maden schlüpfen in weniger als einem Tag und bohren sich in das Nahrungsmittelsubstrat ein. Nach einer Woche sind die lichtscheuen Maden ausgewachsen und kriechen auf der Suche nach einem dunklen Verpuppungsplatz umher. Aber auch auf Tieren, welche durch Krankheiten, wie z.b. Durchfall geschwächt sind, legen diese Parasiten ihre Eier ab, da dort „hervorragende“ klimatische Bedingungen für die Aufzucht ihrer Nachkommen vorhanden sind. Als Folge der Eiablage entsteht in kürzester Zeit eine riesige Ansammlung von „nahrungshungrigen“ Maden, welche, wenn das vorhandene Nahrungsangebot nicht mehr ausreicht in kürzester Zeit das Muskelfleisch des betroffenen Individuums verdauen. Dies kann soweit führen, dass gesamte Bereiche der hinteren Muskulatur (Gliedmaßen, Becken- u. Rückenmuskulatur) regelrecht aufgefressen werden. Schlimmstenfalls durchdringen sie die Bauchwand und dringen in das Körperinnere ein, was unwiederbringlich das Todesurteil für das betroffene Tier bedeutet.

Warum aber beschreibe ich in so drastischen Worten dieses Krankheitsbild? Gerade in der Zucht von Kaninchen und in Zeiten in welchen die Enteropathie und andere Durchfälle eine große Rolle spielen, ist es wichtig darüber Kenntnis zu haben. Denn wie schnell kann es bei einem Durchfall dazu kommen das die Voraussetzungen zur Eiablage vorliegen. Deshalb ist es wichtig, in der Zeit, in welcher Durchfälle auftreten diesen Nährboden für die Schmeißfliegen aktiv zu bekämpfen um dieser Erkrankung entgegenzuwirken. Deshalb hier einige Tipps, wie der Erkrankung entgegengewirkt werden kann. Als erste Maßnahme muss beim Auftreten von Durchfall regelmäßig die mit weichem Kot versehene Einstreu entfernt und die Bucht desinfiziert werden. Wenn notwendig mehrmals täglich. Stark mit Kot verschmutzte Tiere sind zu reinigen und trocken zu halten. Wenn ein Befall mit Maden vorliegt, dann müssen diese so schnell wie möglich vollständig abgesammelt werden. Besonders zu beachten ist dabei, dass das umliegende Fell, welches am besten vollständig geschoren wird, gründlich abgesucht wird. So kann verhindert werden, dass sich wenige Maden weiterentwickeln und so dem betroffenen Tier Schaden zufügen. Wenn diese Maßnahmen erfolgt sind sollte das Tier unverzüglich einem Tierarzt vorgestellt werden, der alle weiteren Maßnahmen der Wundheilung einleitet. Als selbstverständlich sollte angesehen werden, das Buchten oder Käfige, in denen derartig erkrankte Tiere waren, einer gründlichen Desinfektion unterzogen werden.

Es gibt aber noch eine andere Seite dieser Fliegenmaden. In der Humanmedizin werden Fliegenmaden der Goldfliegenart Lucilia sericata für therapeutische Zwecke eingesetzt. Viele chronische und schlecht heilende Wunden sind von einem Belag aus abgestorbenen Zellen und Wundsekret bedeckt. Diese Beläge behindern die Wundheilung, da sie zum einen ein mechanisches Hindernis bei der Wundbehandlung darstellen und zum anderen vom Blutkreislauf und somit vom körpereigenen Immunsystem abgeschnitten sind. Diese Wundbeläge stellen ideale Nährböden für Bakterien dar, die ihrerseits die Wundheilung behindern. Da die Goldfliegenmaden sich fast ausschließlich von nekrotischem Material ernähren, stellen die Wundbeläge eine ideale Nahrungsquelle für sie dar. Die Goldfliegenlarven werden auf die zu behandelnde Wunde aufgebracht und scheiden dort permanent Verdauungssäfte aus. Die darin enthaltenen Enzyme bauen nur das abgestorbene Gewebe ab und verflüssigen es. Dabei wird lebendes Gewebe nicht angegriffen oder geschädigt. Das sich bildende Gemisch wird von den Goldfliegenmaden aufgesogen und verdaut. Dabei nehmen die Goldfliegenmaden in wenigen Tagen um das Hundertfache zu. Dann stellen sie die Nahrungsaufnahme ein und müssen gegen neue, frisch geschlüpfte Goldfliegenmaden mit entsprechendem Appetit ersetzt werden. Nach mehreren Anwendungen bleibt eine vom nekrotischen Wundbelag befreite Wunde zurück, die dann besser weiterbehandelt werden kann und schneller abheilt.

Ich möchte mit diese Zeilen anregen, erkrankte Tiere nicht sich selber zu überlassen, sondern gerade diese, natürlich unter Einhaltung von bestimmten hygienischen Kautelen, besonders intensiv zu beobachten.

Dipl.vet.med. Frank Scholz / Olbernhau

 

Schmeißfliege

Schmeißfliegen

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Madenbefall bei einem Kaninchen

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