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Myxomatose der Kaninchen
Die Myxomatose ist eine der wirtschaftlich bedeutendsten Viruserkrankungen der Kaninchen. Es werden so wohl Wild- wie Hauskaninchen von dieser Krankheit betroffen. 1952 nahm diese Erkrankung in Europa infolge fahrlässigen Umgangs mit den Erregern ihren Ausgang von Frankreich und überflutete in nur 2 Jahren West-, Mittel- und Südeuropa. Mehr als 99% aller Kaninchen fielen in den betroffenen Gebieten während des akuten Verlaufes der Seuche zum Opfer. Im laufe der Zeit war festzustellen das die Virulenz des Erregers und die Todesrate abnahm. Mit fortschreitender Dauer wurde der Seuchenverlauf enzootisch, d.h. sie begrenzte sich auf bestimmte Gebiete. Dabei wechseln sich Zeiten mit chronischem Verlauf mit akuten Schüben ab. Die Myxomatose wird durch Leporipoxvirus ausgelöst. Seine Übertragung erfolgt über direkten Kontakt, stechende Insekten oder über infiziertes, kontaminiertes Grünfutter. Die Erkrankung tritt vom Frühjahr bis in den Herbst auf. Höhepunkte bilden die Monate Juli bis September. Das Myxomatosevirus wird hauptsächlich mit den Sekreten der erkrankten Schleimhäute (Augen-, Nase-, Mauschleimhaut) ausgeschieden. Das Vorkommen der verschiedenen Insektenvektoren ist von verschiedenen Faktoren abhängig. So spielen geografische, ökologische, biologische sowie klimatische Einflüsse eine große Rolle. Feuchtgebiete, im Zusammenspiel mit entsprechenden Witterungsbedingungen, stellen demnach ein großes Reservoir für stechende und saugende Insekten dar. Aber auch Trockengebiete stellen keinen sicheren Schutz dar. Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung bekommt dabei der Kaninchenfloh (Spilopsyllus cuniculli). Er kann einige Tage nach dem Tod des Tieres den Erreger noch aufnehmen und durch seine Lebensweise über den Winter bringen (Winterpersistens).Aber auch Krähen, Bussarde, Stare sowie Nieder- und Raubwild konnten schon als Überträger nachgewiesen werden. Eine nicht zu unterschätzende Rolle kommt auch dem Menschen zu. Durch Handel, Zucht, unkontrollierten Personen- und Fahrzeugverkehr, Ausstellungen, Fellhandel und Gewinnung von Futter von infizierten Flächen kann eine Verschle Durch die hohe Widerstandsfähigkeit des Erregers (Kälte und Austrocknung lassen den Erreger bis zu 300 Tage in verendeten Tieren virulent bleiben) ist ein ständiges Erregerreservoir in der Natur vorhanden. Erwärmung auf 50-60°C töten den Erreger ab. Das klinische Krankheitsbild unterscheidet 3 verschiedene Verläufe. Den Akuten, den Perakuten und den Protrahierten verlauf. Beim Akuten Verlauf treten nach einer Inkubationszeit von 3-5 Tagen die ersten Symptome auf wie, Lichtscheue, schnell eitrig werdende Lidbindehäute, Schwellung und Entzündung der Augenlider. Anschließend kommt es zur Ausbildung ausgeprägter ödematöser bis fester Schwellungen im Kopfbereich. Besonders betroffen sind Lippe, Nasen, Ohren. Es kommt zur Ausbildung eines sogenannten Löwenkopfes. Gleichzeitig kommt es zur Schwellung der Anal- und Genitalregion und zur Ausbildung einer eitrigen Rhinitis welche mit Atembeschwerden einhergeht. In der Regel gehen die Tiere um den 10. Tage nach auftreten der ersten Symptome ein. Wildkaninchen verkriechen sich im Gegensatz zu anderen Krankheiten nicht in ihre Baue, sondern verenden meist außerhalb und stellen deshalb ein Erregerreservoir dar. Die Morbiditätsrate (Anzahl der erkrankten Tiere einer Population oder eines Bestandes)im akuten Geschehen beträgt 93- 99,8 %. Eben so hoch ist in diesem Stadium die Mortalitätsrate (Anzahl der Sterbefälle zum Durchschnittsbestand einer Population). Der perakute Verlauf ist dadurch gekennzeichnet, dass die klinischen Symptome sich nicht oder unvollständig ausbilden und die Tiere innerhalb kürzester Zeit verenden. Der protrahierte Verlauf ist dadurch gekennzeichnet, dass sich durch die anhaltende Dauer des Auftretens der Erkrankung die Symptome ändern. Er ist auch durch eine geringere Infektions- und Todesrate gekennzeichnet. Charakteristische Ödematöse Schwellungen fehlen. An deren Stelle treten knotige, scharf umschriebene Haut- und Unterhautverdickungen. Meist im Bereich der Ohren, Lippen, Nase und Extremitäten. In dieser Verlaufsform kann es zum teilweisen gesunden der Tiere kommen. Die Diagnose der Myxomatose lässt sich anhand der typischen Symptome relativ sicher stellen. Die Therapie erkrankter Tiere ist ohne Erfolg, so dass eine Merzung erkrankter Tiere die Ultima Ratio darstellt. Prophylaktisch stehen Schutzimpfungen zur Verfügung. Beim Einsatz dieser ist eine Wiederholungsimpfung im Abstand von 5 Monaten durchzuführen um einen effektiven Schutz zu erreichen. Weitere Maßnahmen zur Verhinderung ist die gezielte Insekten und Schadnagerbekämpfung im und um den Stall. Alle Maßnahmen, die die Vermehrung von Stechenden Insekten verhindern (regelmäßiges Ausmisten, trockene Ställe…) sind auszuschöpfen. Aber auch bei der Futtergewinnung sollte ein Augenmerk darauf gelegt werden, ob die Wiesen von Wildtieren mit benutzt werden oder sich im Umfeld in der Wildtierpopulation vermehrt Todesfälle häufen. Es ist eine genaue Beobachtung der Tiere erforderlich, um erkrankte Tiere schnellstmöglich zu erkennen und aus dem Bestand zu entfernen. Die Myxomatose ist keine (!) meldepflichtige Tierseuche. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass nach Jahren der Ruhe, plötzlich über Nacht die Krankheit ausbrechen, und massive Verluste verursachen kann. Dipl.vet.med. Frank Scholz / Olbernhau
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