RHD Impfung – Wichtiger denn Je !

2010 in Frankreich unter dem Namen „RHD Variante 2010“ bekannt, ging die neue Form der RHD durch die Medien. Damals wurde in Deutschland ein einzelner Fall diskutiert und untersucht, welcher bis heute nicht eindeutig diesem neuen Typ zugeordnet werden konnte.

Nun aber ist es amtlich. Das neue Virus hat Deutschland im Jahr 2014 erreicht und ist sicher in den Bundesländern Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen nachgewiesen.

Was bedeutet dies für unsere Zucht- und Mastkaninchenbestände? 

Die Krankheit kann in ungeimpften Beständen auftreten sowie in Beständen, welche unter regelmäßigem Impfschutz stehen. Das heißt eine Impfung schützt zum heutigen Tag nicht vor Verlusten durch diesen neuen Typ. Ein Impfstoff gegen diese neue Form der RHD steht im Moment nicht zur Verfügung.

Der Krankheitsverlauf ist im Großen ähnlich der „klassischen RHD“:

  • perakuter Verlauf: Tier bricht ohne klinische Symptome innerhalb kürzester Zeit zusammen und verendet, teilweise Austritt blutigen Sekretes aus der Nase (häufig aber nicht)
  • akuter Verlauf:  Etwa 2 bis 4 Tagen nach erfolgter Ansteckung kommt es zu leichter Benommenheit, Unruhe, Atemnot bzw. schwere Atmung (Dyspnoe), Fieber, Inappetenz, blutigen Durchfall. Die Tiere verenden unter Erstickungskrämpfen mit Blutaustritt.
  • milder Verlauf: Das Tier leidet unter allgemeinem Unwohlsein, erholt sich aber nach einigen Tagen. Da Störungen des Allgemeinbefindens auf viele andere Erkrankungen zutreffen, wird diese Form RHD selten erkannt.
  • Der wesentliche Unterschied der neuen Form zur klassischen ist, das bei der klassischen Form in der Regel Tiere ab 3.Lebensmonat sowie alle höheren Alterskategorien ins Krankheitsgeschehen einbezogen sind.
  • Bei der neuen Form, erkranken bereits Tiere am der 3. Lebenswoche (!). Das heißt, zu einem Zeitpunkt in dem sie sich noch im Nest befinden. Es wurden bereits Nestlinge zur Untersuchung gebracht bei denen diese Erregervariante nachgewiesen werden konnte. Bei der neuen Form, steht der perakute Verlauf mehr im Vordergrund. Zum heutigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werde, welche Rolle Tiere spielen die an der milden Form erkrankten. Das heiß ob diese als Dauerausscheider fungieren oder nicht.
  • Was bedeutet dies aber für uns Züchter? Obwohl die neue Erregervariante nicht durch den derzeit auf dem Markt befindlichen Impfstoff abgesichert werden kann, und obwohl im Moment noch nicht sicher gesagt werden kann ob eine gewisse Kreuzreaktion zwischen beiden besteht, haben geimpfte Tiere eine größere Überlebenschance. Bei den Ausbrüchen 2010 in Frankreich und bei denen 2014 in Deutschland, konnte beobachtet werden, das in Beständen die unter regelmäßiger Impfung stehen die Sterblichkeitsrate bei unter 50% lag. In Beständen, welche nicht geimpft wurden lag sie dagegen bei bis zu 100%.
  • Im Moment können folgende Empfehlungen zur Eindämmung dieser Erkrankung: gegeben werden:
    • Es sollten weiterhin alle (!!!) Tiere gegen RHD geimpft werden
    • Bei der Durchführung der Impfung müssen unbedingt die Empfehlungen der Impfstoffhersteller eingehalten werden (s. Anlage)
    • in Gebieten mit hohem Druck der RHD wird eine Wiederholung der Impfung nach 4 Wochen empfohlen
    • Beim Auftreten ungeklärter Todesfälle sollte umgehend ein Tierarzt hinzugezogen werden um diese Abzuklären (ev. Sektion)
    • Bei Tierzukäufen muss auf eine konsequente 28-tägige Quarantäne geachtet werden.
    • Strikte Umsetzung von Hygienemaßnahmen im Stall ( Schadnager- und Insektenbekämpfung, persönliche Hygiene nach Züchterbesuchen und Ausstellungen usw.)
    • Bei der Durchführung von Veranstaltungen sollte auf eine Impfpflicht aller Tiere bestanden (!!!) werden.

Der Ausbruch dieser Krankheit sollte nicht zu einer Panikmache unter den Züchtern führen.  Aufgrund der geringen bzw. „Nichtwirksamkeit“ des derzeitigen eingesetzten Impfstoffes gegenüber der neuen RHD Variante darf die Impfung nicht eingestellt werden. Nicht jede RHD Erkrankung muss die des neuen Typs sein. Denn auch der alte Erreger ist noch aktiv und dann ist die Impfung Überlebens notwendig. Wir können durch Einhaltung hygienischer Maßnahmen viel tun um Verluste vorzubeugen bzw. zu minimieren. Ich bin mir auch sicher, dass die Impfstoffhersteller bereits an einem neuen Impfstoff arbeiten. Aber dies ist ein Prozess, der sicher erst im nächsten oder übernächsten Jahr zum Tragen kommt. Sollten neue Erkenntnisse zu dieser Thematik vorliegen, werden wir an dieser Stelle die Züchterschaft umgehend informieren.

 

 

Dipl.vet.med. Frank Scholz / Olbernhau

 

 

        Impfempfehlung der IDT – Impfstoffwerk Dessau zur RHD Impfung:

  • 1. Impfung : 4.-6. Lebenswoche,   nach 4 Wochen wiederholen, dann alle 12 Monate
  • 1. Impfung: ab 8. Lebenswoche,   dann alle 12 Monate 
  • Häsinnen zur Zuchtnutzung sollten in kürzeren Intervallen (6 Monate) geimpft werden

Was ist Quarantäne?

  • Ist die befristete Isolierung von Tieren, die verdächtig sind an bestimmten Infektionskrankheiten erkrankt oder Überträger dieser Krankheiten zu sein.
  • Ist die befristete Isolierung von Tieren bei Zuführung von Tieren in neue Bestände oder Rückkehrer in Bestände (Ausstellungen)
  • Die Dauer der Quarantäne richtet sich nach der Inkubationszeit einer Krankheit – Richtwert ist mindestens 28 Tage
  • Die Quarantäneeinheit muss örtlich getrennt vom anderen Bestand sein
  • Die Quarantäneeinheit muss separat bewirtschaftet werden (eigene Gerätschaften zum Füttern und Misten, andere Bekleidung des Betreuenden)